Plasma statt Chemie
Kostendruck und steigende Qualitätsansprüche erfordern in der industriellen Fertigung neue Verfahrenstechnologien. Hier setzt die Plasmavorbehandlung an. Sie bietet die einzigartige Möglichkeit eine Vielzahl von chemischen Behandlungschritten durch ein einziges effizientes und umweltfreundliches und damit kosten- günstigeres Verfahren zu ersetzen.
Reinigung und Aktivierung von Oberflächen durch Plasmavorbehandlung
Typische Anforderungen an Plasmabehandlungen sind die Homogenität und die Stärke der Behandlung. Die klassische Kontakt- bzw. Randwinkeluntersuchung liefert bei vielen Material-Plasma-Kombinationen aufgrund ihrer strukturellen bzw. topographischen Abhängigkeit nur unzureichende, grobe makroskopische Informationen über die Aktivierung/Reinigung der Oberfläche.
Zur quantitativen Beurteilung von Plasmabehandlungen wurde hierzu im Rahmen der Zusammenarbeit mit verschiedenen Plasmaherstellern ein rasterkraftmikroskopbasiertes Abbildungsverfahren zur Analyse der plasmabehandelten Oberflächen entwickelt.
Die entscheidenden zu untersuchenden Parameter einer plasmabehandelten Oberfläche sind:
- Topographische Änderung der Oberfläche durch Plasmaeintrag
- Quantisierung der Hydrophilie der Oberfläche auf µ- und nm-Skala.
- Änderung der elastischen Eigenschaft der Oberfläche
- Detektion und Klassifikation von Fehlstellen
- Dauer der Oberflächenaktivierung, Zeitkonstanten
Die Kombination der chemischen Kraftmikroskopie mit dem digitalen Pulsed Force Mode ermöglicht hierbei die Bestimmung dieser Parameter. Mit einer Auflösung im nm-Bereich wird hierzu die Oberfläche mit einer hydrophob-modifizierten Meßsonde kraftspezifisch abgerastert. Die dabei gewonnen Daten beinhalten Informationen zur Topographie, zu den elastischen Eigenschaften, zur adhäsiven Wechselwirkung und damit zur Intensität der Plasmabehandlung (Hydrophobie/Hydrophilie). Dieses innovative bildgebende Verfahren ist einsetzbar vom µm Maßstab sowie bis hin zu höchsten Ortsauflösung im molekularen Bereich. Für Aufgaben im Makromaßstab kommt die von uns optimierte FD-Technik zum Einsatz.
Referenzprojekt:
Plasma revolutioniert Vorreinigung beim Coil Coating
Die neue 49m lange Coil Coating Anlage bei der Griesser AG, Schweiz setzt einen Meilenstein in der Anlagentechnik.
Bei der Griesser AG, Schweiz, einem der grössten Sonnenschutzsystemhersteller Europas, wurde die weltweit erste Plasma-Vorbehandlungsanlage im Coil Coating Prozess in Betrieb genommen. Initiiert und geleitet wurde das Projekt durch den Projektleiter für Bandbeschichtung Branko Vasiljevic. Die entwickelte Openair Anlage ersetzt hier eine ca. 21 Meter lange Reinigungsstraße, d.h. unzählige Tonnen von Chemie und Prozessabwasser werden ab sofort vermieden. Enorme Kosteneinsparungen und ein Maximum an Umweltschutz sind die Folge.
Der korrosive Angriff von Oberflächen, Restkontaminationen von Walzölen und die aus dieser Situation heraus bis heute angewandten umweltbelastenden und energieintensiven nasschemischen Vorbehandlungsverfahren, stellen bei der Verarbeitung von Aluminium die häufigsten Probleme dar. Hierzu wurde erstmals ein Verfahren entwickelt, bei dessen Anwendung die benannten Probleme völlig eliminiert werden konnten. Die Technik bewirkt die mikrofeine Reinigung von Aluminiumbandware vor dem Auftragen der Konversionsschicht. Ebenfalls ersetzt sie vollständig die umweltbelastenden nass-chemischen Prozesse im Reinigungsprozess.
Die nur 2m breite Openair-Plasmaanlage ersetzt ein 21m lange Reinigungsstrasse und damit Tonnen von Chemie und Abwasser. Bei den Versuchen wurde die konventionelle chemische Vorbehandlung als Referenzsystem genutzt. Unter Berücksichtigung der zu optimierenden Material-Plasmaparameter (Plasmafokus, Intensität/Energieeintrag) konnte eine deutliche Überlegenheit gegenüber konventionellen Vorbehandlungsmethoden aufgezeigt werden. Die gewonnenen Ergebnisse beweisen einerseits die Einsatzmöglichkeit und hohe Wirksamkeit von Atmosphärendruckplasma. Gleichzeitig erzielt die Openair Plasmavorbehandlung in allen Bereichen deutlich bessere Ergebnisse als die chemische Referenz.
Die Geschwindigkeit der gesamten Coil Coating Anlage hat sich aufgrund des Einsatzes des Openair Plasmaverfahrens gegenüber der alten Anlage dabei vervierfacht.